Studie deckt Schwachstellen auf Caravan-Boom bringt Probleme
Mit der zunehmenden Lust am Wohnmobil- und Caravan-Urlaub werden auch die Stellplätze auf den Campingplätzen knapp.
(Foto: dpa)Wer im Sommer einen Caravan-Urlaub in Deutschland gemacht hat, war nicht selten mit überfüllten Campingplätzen konfrontiert. Das lag unter anderem an Corona, doch gibt es auch ein generelles Problem der Branche, das laut einer Studie dringend nach Lösungen verlangt.
Der Caravan- und Wohnmobilmarkt hat in den vergangenen Jahren in Deutschland einen enormen Boom erlebt, der wohl auch in nächster Zeit anhalten dürfte. Doch steht damit die weiterhin auf Wachstum ausgerichtete Branche vor mehreren Herausforderungen, denen sich Caravan-Hersteller, Kommunen und auch die Touristikbranche stellen müssen. Dies ist eine der zentralen Erkenntnisse einer von der Unternehmensberatung GSR gemeinsam mit dem Marktforschungsinstitut Puls durchgeführten Studie zu Reisemobilen und Caravans in Deutschland, die nach Aussage der Macher die bislang größte Befragung ihrer Art ist.
19 Millionen präferieren das Wohnmobil
In Deutschland gibt es derzeit etwa 1,2 Millionen Wohnmobile und -wagen.
(Foto: dpa)In Deutschland gibt es derzeit etwa 1,2 Millionen Wohnmobile und -wagen.
(Foto: dpa)In der von Puls durchgeführten Umfrage mit über 10.000 Teilnehmern gaben 29 Prozent der Befragten an, Caravaning-affin zu sein. Hochgerechnet auf die deutsche Bevölkerung sind damit fast 19 Millionen Menschen entweder mit Wohnmobilen unterwegs oder an Wohnmobilurlauben interessiert. Das große Interesse spiegelt sich auch am stark wachsenden Fahrzeugbestand in Deutschland wider, denn seit 2010 ist die Zahl der Wohnmobile um 61 Prozent gestiegen, die der Wohnwagen um 20 Prozent. Allein in den vergangenen drei Jahren hat der Bestand der Wohnmobile um 25 Prozent zugelegt. Derzeit gibt es in Deutschland rund 1,2 Millionen Wohnmobile und Wohnwagen. Die aktuellen Zahlen der Branche deuten für 2020 ein weiteres Boom-Jahr beim Absatz an.
Die Zahl der Campingplätze ist in Deutschland hingegen nur gering gewachsen. So ist in den vergangenen zwei Jahren ihre Zahl nur um 60 auf 3055 gestiegen, auch bei der Zahl der Stellflächen gab es in dieser Zeit einen marginalen Ausbau auf rund 230.000 Stellplätze. Die Zahl der Übernachtungen in diesem Bereich hat hingegen um 4,3 Millionen beziehungsweise 16 Prozent zugelegt.
Dabei sind die bevorzugten Zielorte der Caravan-Nutzer Campingplätze. Hauptreiseland mit 62,4 Prozent ist Deutschland, die Topregionen hierzulande sind Ostsee (15,3 Prozent), Nordsee (14,4 Prozent) und Bayern (12,4 Prozent). Corona hat die Lust auf Caravan-Urlaube innerhalb Deutschlands weiter entfacht. Planten vor dem Lockdown im Februar noch 3,0 Prozent der Deutschen einen Caravan-Urlaub, waren es im Juli 3,2 Prozent. Was wie ein kleiner Zuwachs erscheint, ist angesichts der allgemeinen Entwicklung im Reiseverhalten allerdings erstaunlich, denn alle anderen Urlaubsformen wie Reise mit Pkw, Bahn, Flugzeug, Schiff oder Bus waren rückläufig und sind teilweise sogar massiv eingebrochen. Zudem gaben 24 Prozent der Befragten an, im Jahr 2020 wegen Corona ganz auf einen Urlaub zu verzichten.
Akzeptanz gegen Negativimage schaffen
Auf der Caravan-Messe in Düsseldorf herrschte in diesem Jahr reger Verkehr.
(Foto: dpa)Auf der Caravan-Messe in Düsseldorf herrschte in diesem Jahr reger Verkehr.
(Foto: dpa)Damit hat sich dieses Jahr die ohnehin schon problematische Situation von Angebot und Nachfrage im Bereich Camping/Caravan weiter verschärft. Will die Branche ein nachhaltiges Wachstum nicht in Gefahr bringen, muss nach Meinung der Unternehmensberatung GSR darauf in mehrfacher Weise reagiert werden. Rainer Strobel, Geschäftsführer der GSR, empfiehlt an oberster Stelle den Ausbau von Stellflächen in Kooperation mit Tourismusverbänden, Kommunen und Regionen. Auch digitale Lösungen für einen transparenten Einblick der Buchungsangebote und Informationen könnten Caravan-Urlaubern helfen. Ebenfalls wichtig sei die Schaffung einer Akzeptanz in der Öffentlichkeit, damit nicht irgendwann dem überhandnehmenden Caravan-Tourismus ein Negativimage anhaftet. Hilfreich könnte dabei die Schaffung ökologischer Standards - etwa die Einführung eines Ökosiegels - sein.
Produktseitig regt Strobel zudem zukunftssichere Antriebe sowie Einsteiger-Produkte bis 3,5 Tonnen als auch sogenannte Duo-Nutzer an, also Fahrzeuge, die gleichermaßen für Alltag und Freizeit geeignet sind. Eine stärkere Markenführung durch Abbau von Marken- und Modellvielfalt, ein größeres Angebot an Mietfahrzeugen sowie bessere Beratungskompetenz im Vertrieb sind nach Analyse der GSR weitere Herausforderungen, denen sich die Caravan-Branche in den kommenden Jahren stellen muss.
Quelle: ntv.de , Mario Hommen, sp-x