Freitag, 08. Oktober 2021

Raute hoch zu Ross Reiterstandbild für Merkel enthüllt

Reiterstandbilder sind zwar nicht modern, aber Merkel sitzt in turbulenten Zeiten mit geradem Rücken, ohne zu wackeln.

(Foto: picture alliance/dpa)

Letzter Besuch bei der Queen, Heimattrip nach Templin, letzte Papstaudienz: Die scheidende Bundeskanzlerin durchläuft derzeit viele Stationen ihres nahen Abschieds vom Amt. Nun bekommt Merkel auch noch ein Reiterstandbild. Ob es ihr gefällt, ist nicht bekannt.

In der Oberpfalz ist am Abend ein Reiterstandbild von Noch-Bundeskanzlerin Angela Merkel enthüllt worden. Die 2,70 Meter hohe lebensgroße Skulptur ist aus Leichtbeton und mittels eines entsprechenden 3D-Druckers hergestellt worden. Die Idee hatte der Künstler Wilhelm Koch, der bereits seit Jahrzehnten ungewöhnliche Projekte wie beispielsweise ein Luftmuseum mit aus aufgeblasenen Gummischläuchen hergestellten Plastiken verwirklicht.

Kein Zaumzeug, kein Sattel: Die Reiterin lenkt offenbar mit den Oberschenkeln.

(Foto: picture alliance/dpa)

Kein Zaumzeug, kein Sattel: Die Reiterin lenkt offenbar mit den Oberschenkeln.

(Foto: picture alliance/dpa)

Das Reiterstandbild zeigt die CDU-Politikerin auf einer Stute sitzend und "gekleidet in ihrem typischen Hosenanzug, die Hände zur Merkel-Raute geformt", wie Koch erläuterte. Auf einen Sockel habe er bewusst verzichtet: "So geerdet, wie Angela Merkel Politik gestaltet hat, wird sie als Reiterin präsentiert: auf einem Rasenstück mit Blick nach Osten, sattelfest thronend auch ohne Sattel und Zaumzeug, und im sicheren Stand ihres Reittiers, einem American Quarter Horse."

Würdigung? Ironie? Verkaufsschlager?

Koch hat das Denkmal "als ambivalente Plastik" kreiert. Er fragt selbst: "Ist es Würdigung oder Ironie?" Der Künstler betont: "Eine öffentliche Würdigung zu Pferd im Jahr 2021 erscheint den meisten Menschen so absurd wie eine Pferdekutsche bei der Formel 1." Aufgestellt wurde die Betonplastik bei dem Tempel Museum Etsdorf. Dort finden verschiedene Kulturveranstaltungen wie Ausstellungen und Konzerte statt.

Dass Kritiker der Statue daran nun für immer leiden müssen, steht nicht zu befürchten. Der "Süddeutschen Zeitung" verriet der Künstler, Merkel solle nicht ewig auf der Stelle reiten. Ein halbes Jahr gibt er seinem Werk, dann will er das Standbild zu Geld machen. Auf die Frage, was geschehe, wenn niemand Ross und Reiterin haben wolle, räumte er ein, das könne tatsächlich geschehen. Für potentielle Investoren mag allerdings interessant sein, dass der Künstler für die Verwirklichung keinerlei finanzielle Unterstützung von politischer Seite erhalten habe. Insofern kann nicht ausgeschlossen werden, dass Merkels Nachfolger dereinst ihr Reiterstandbild vor dem Kanzleramt aufbaut. Eine ästhetische Würdigung Merkels steht ebenfalls noch aus.

Quelle: ntv.de , mau/dpa

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